Wicked
Jon M. Chu, USA, 2024o
Elphaba und Glinda lernen sich als Studentinnen an der Shiz-Universität im fantastischen Land Oz kennen und schliessen eine unwahrscheinliche, aber tiefe Freundschaft. Nach einer Begegnung mit dem Zauberer von Oz gerät ihre Freundschaft an einen Scheideweg. Von nun an folgen ihre Leben sehr unterschiedlichen Pfaden. Glindas unbedingter Wunsch nach Beliebtheit führt dazu, dass sie von der Macht verführt wird. Elphabas Entschlossenheit hingegen, wird unerwartete und schockierende Folgen für ihre Zukunft haben.
Die Marketingkampagne für Wicked, die mehrheitlich auf Instagram und Tiktok stattfand und von den leicht bizarren Interviewgesprächen zwischen den Hauptdarstellerinnen Ariana Grande und Cynthia Eviro lebte, kreierte einen weltweiten Hype um die Verfilmung des Broadway-Musicals von 2003. Im zu Grunde liegenden Klassiker The Wizard of Oz von 1939 gibt es zwei klar getrennte Gegenpole für das Gute und das Böse: die grünhäutige wicked witch of the West, stets komplett in Schwarz gekleidet und mit spitzem Hexenhut, und die platinblonde good witch of the North, ihrerseits in Glitzer und schwebend in einer pinken Luftblase. 85 Jahre später finden wir sie als zwei mehrdimensionale Figuren vor. Nicht nur die Charaktere der beiden Hexen sind vielschichtig, auch ihre Beziehung ist komplex und wandelbar. Gleichzeitig funktioniert der Film mit seiner Überspitzung als humorvolles Spiel mit Stereotypen: Ariana Grande verkörpert Glinda als die allseits beliebte, normschöne Prinzessin, scheinbar skrupellos auf ihrer Mission, die Populärste zu sein – die dann doch zu ihrem gutherzigen Kern findet. Cynthia Eviro spielt Elpheba liebevoll charmant als die sonderbare Aussenseiterin ohne Freund:innen, die ihre Stärke und ihr Talent noch in sich entdecken muss. Während Grande mit humorvoller Selbstverliebtheit für Lacher sorgt, beeindruckt Eviro mit ihren Gesangskünsten. Wicked schafft den Spagat, die magische Welt von Oz nostalgisch und zugleich zeitgemäss wiederzubeleben. Das Kinoerlebnis wird den vom Hype geschürten Erwartungen vollauf gerecht.
Ella Rocca