Un homme à la hauteur
Laurent Tirard, Frankreich, 2016o
Als die Anwältin Diane ihr Handy verliert, ruft sie ein fremder Mann an. Er verspricht, ihr das Telefon zurückzugeben, wenn sie mit ihm essen geht. Im Restaurant erweist sich dieser als ein erfolgreicher Architekt, Charmeur – und Winzling, der sich unverdrossen an die Eroberung der zwei Köpfe grösseren Traumfrau macht. Doch auch der Hindernislauf des grössten kleinen Mannes hört nie auf.
Kleinwüchsige Männer gehören zu den letzten Randgruppen, denen unsere auf Inklusion bedachte Gesellschaft mit ziemlich ungenierten Vorurteilen begegnet. Haben sie Ehrgeiz, nennt man sie kleine Napoleons, haben sie Erfolg, kompensieren sie damit selbstredend ihren Minderwertigkeitskomplex. Umso so ergiebiger ist der Einfall des französischen Regisseurs Laurent Tirard, genauso einen angeblichen Gernegross zum Helden einer romantischen Komödie zu machen und diesen auch noch mit einem A-Star wie Jean Dujardin zu besetzen, die Frau seiner Träume mit dem Naturphänomen Virginie Efira. Der Clou dabei: Dujardin geht als der erfolgreiche, dank Tricktechnik wahrlich kleinwüchsige Architekt Alexandre souverän mit seinem Handicap um und bemüht sich einfach, ein ganz normales (Liebes-)leben zu führen. Als er die bildschöne Anwältin Diane kennenlernt, die noch immer mit ihrem Exmann (Cédric Kahn) die Kanzlei teilt, zieht Alexandre vorbehaltlos alle Charmeregister und erobert tatsächlich das Herz der vermeintlich Unerreichbaren. In einer Kaskade leichtfüssiger Dialogszenen legt Tirard jedoch gleichzeitig den Finger auf die wunden Stellen seines Helden: das ständige Belächeltwerden, die grossen kleinen Demütigungen auf der Strasse und im Bett, die Heimlichtuerei seiner unvermuteten Liebsten, der unverhohlene Hohn, mit dem ihm Konkurrenten wie Dianes Exmann begegnen. Dabei, wohlverstanden, wird Un homme à la hauteur nie zum Problemfilm, sondern handelt sein Thema immer im Rahmen einer romantischen Komödie ab, die nicht übertrieben tief schürfen will. Dujardin und Efira verleihen jedoch selbst komödiantischen Standardsituationen den nötigen Charme, um den Film «à la hauteur» zu halten. Zudem hat das schwerlosese Vergnügen auch Einiges zu sagen über die Fussangeln des Stolzes in «ganz normalen» romantischen Beziehungen.
Andreas Furler