Youth
Paolo Sorrentino, Italien, GB, Schweiz, Frankreich, 2015o
Die langjährigen Freunde Ballinger und Boyle, ein Komponist und ein Filmregisseur um die achtzig, verbringen ein paar Tage in einem alpinen Wellness-Resort, wo auch ein berühmter Schauspieler, ein alternder Rockstar, eine Miss Universum und eine ganze Corona weiterer Silberrücken auf Revitalisierung hoffen. Je länger sich die beiden flachsend und philosophierend dem seltsamen Kurtreiben hingeben, desto mehr tritt hervor, was es in diesem Senioren-Kuriositätenkabinett mit dem scheinbar paradoxen Filmtitel Youth auf sich hat.
Paolo Sorrentino, einer der raren aktuellen italienischen Regisseure von Weltrang, ist ein virtuoser und heilloser Manierist. Sein bisheriges Oeuvre, darunter der Preisabräumer La grande bellezza und zuletzt Loro, ist ein einziges Wechselbad von stupenden Regieeinfällen und bravouröser Leere. Auch Youth droht sich in der ersten Filmhälfte zu verlieren im Selbstbespielungskabinett vielfach verblüffender, letztlich aber belangloser Figuren und Einfälle. Doch in diesem Fall geht es, schon mit dem paradoxen Filmtitel, um mehr als kokette Provokation, nämlich um die unauslöschliche Jugend, die in jedem Menschen jeden Alters weiterbrennt. Andreas Kilb hat es in seiner Kritik in der FAZ (siehe cinefile-Bonus-Material zum Film) auf den Punkt gebracht:«Youth handelt (...) in Wahrheit nicht vom Alter und seinen Trübnissen. Sondern von der Jugend, die darin steckt wie die Puppe in der Puppe. Von der Zeit, die vergangen ist, aber nicht vergehen will. Deshalb trägt jeder Insasse des Berghotels, in dem der Film spielt, neben seinem sichtbaren Ich noch ein unsichtbares, früheres mit sich herum.»
Andreas FurlerMan hat es hier mit allerfeinstem Kunsthandwerk zu tun. So allerfeinst und ziseliert surreal und selbstverliebt ist das alles, so sehr penetrantes Metakino, dass man's auf die Dauer kaum aushält. Die Besetzung ist ja grossartig, jedoch insgesamt dürfte es sich bei Youth um den verschmocktesten Film des Jahres 2015 handeln.
Christoph SchneiderDie Lust am Alter, keiner verkörpert sie seit ein paar Jahren intensiver als Michael Caine. Für Paolo Sorrentino spielt er einen alten Dirigenten, der sich zur Regeneration in ein Hotel in den Schweizer Bergen verzogen hat. Auch Harvey Keitel ist dabei als Altregisseur, ein Kinorecke, der sich für ein neues Drehbuch mit einer Gruppe Junghollywoodianer zusammengetan hat. Elegisches mischt sich mir Groteskem, wie immer bei Sorrentino.
Fritz GöttlerLa mise en scène, flamboyante, ausculte les corps et les âmes au moyen d’instantanés impressionnistes tout en accordant une place prépondérante à la musique. Un récit très émouvant, qui fait rimer nostalgie avec cynisme, poésie avec humour, sans oublier l’apparition fracassante et jubilatoire de Jane Fonda.
Stéphanie BelpêcheUn vrai bain de septième art ! Monstrueusement cinématographique. Opératique et allégorique. Insolite et excentrique. Drôle et cruel. Touchant mais pas pleurnichard. Si finement dialogué.
Philippe Lagouche