The Day Iceland Stood Still
Pamela Hogan, Island, USA, 2025o
Als 90 Prozent der isländischen Frauen an einem Herbsttag im Jahr 1975 ihre Arbeit niederlegten, um gegen ihre Benachteiligung am Arbeitsplatz, in der Politik und zu Hause zu protestieren, brachten sie ihr Land zum Stillstand . Dieser kurzweilige Dokumentarfilm rollt mit Zeitzeugnissen und Interviews mit damaligen Aktivistinnen (und ihren Töchtern) auf, wie es zum wohl erfolgreichsten Frauenstreik aller Zeiten kam und was er bewirkte.
Am 24. Oktober 1975 legten auf Island rund 90% aller Frauen ihre Arbeit nieder und versammelten sich landesweit, um gegen ihre krasse Benachteiligung am Arbeitsplatz, in der Politik und im Alltag zu protestieren. Diese Geschlossenheit erreichten die Organisatorinnen, indem sie die Aktion nicht als Streik-, sondern als Freitag bezeichneten und so auch bürgerliche Frauen für die gemeinsame Sache gewannen. Im unterhaltsamen 65minütigen Dokumentarfilm der amerikanischen Journalistin und Produzentin Pamela Hogan, die lange für den renommierten Pay-TV-Sender PBS arbeitete, erinnert sich eine grosse Zahl damaliger Aktivistinnen in lebhaften Anekdoten, wie es zur Idee des Streiks kam, was er für seine Organisiation brauchte, welche Anfeindungen sie dabei erlebten, wie sie von progressiven Männern in den Medien aber auch aktiv unterstützt wurden. Auffällig dabei, wie gewitzt die Frauen vorgingen und etwa eine Hausfrauenpuppe als Märtyrerin an einen öffentlichen Weihnachtsbaum nagelten, frappierend die Bilder aus jener Zeit, als Hilfsjobs vorwiegend Frauen-, Chefposten ausschliesslich Männersache waren. Wo historisches Bildmaterial knapp ist oder Resümees gezogen werden, setzt Hogan auf einfach gemachte, doch witzige Trickfilm-Einsprengsel; knapp skizziert sie abschliessend auch das internatione Echo und die nationalen Folgen des Streiks. Das Erlebnis des kollektiven Empowerments mündete 1980 in die Wahl von Vigdís Finnbogadóttir zur isländischen Präsidentin. Sie war das erste demokratisch gewählte weibliche Staatsoberhaupt weltweit. Gibt es einen besseren Beleg für den seitherigen Siegeszug der Gleichberechtigung als das ungläubige Kopfschütteln, dass diese historische Tatsache nur 45 Jahre später auslöst?
Andreas FurlerGalerieo


