Sorda
Eva Libertad, Spanien, 2025o
Angelas Gehörlosigkeit wirft während ihrer Schwangerschaft Bedenken hinsichtlich der Verbindung zu ihrer Tochter auf. Nach der Geburt unterstützt ihr Partner Héctor sie dabei, in einer Gesellschaft, in der es keine angemessenen Vorkehrungen für Hörgeschädigte gibt, Mutter zu werden.
Das Paar Hector und Angela hat trotz Angelas Gehörlosigkeit ein gutes Gleichgewicht gefunden. Er hat die Gebärdensprache gelernt, sie das Lippenlesen, so können sie ein ruhiges Leben am Rande einer namenlosen Stadt führen – der Film der spanischen Regisseurin Eva Libertad wurde im andalusischen Murcia gedreht. Aber alles wird in Frage gestellt, als Angela schwanger wird: Als ihre Mutter die allgemeine Freude nicht teilt, ahnt man, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor. Nach einer schweren Geburt erweist sich das Elternsein als schwierig, und Angelas Stimmung wird unbeständig. Diese Wendung beschreibt die Regisseurin mit psychologischem Feingefühl. Aber ihr Film wäre noch nicht so bemerkenswert, gäbe es nicht eine grossartige formale Idee: An einer Stelle versetzt sie uns direkt in die akustische Wahrnehmung ihrer Protagonistin. Da wir nur noch vage Geräusche hören, wird uns unmittelbar bewusst, was diese Behinderung konkret bedeutet. Dasselbe gilt, als Angela sich entschliesst, ein Hörgerät zu benutzen, und die überverstärkten Klänge zu einer uneträglichen Belastung werden. Alle ihre Frustrationen, die sie überempfindlich erscheinen liessen, werden nun offensichtlich, und wir können die Schwierigkeiten, mit denen das Paar zu kämpfen hat, ungleich besser einschätzen. Als echter Empathietest wird Sorda (Taub) zu einem unvergesslichen Erlebnis, das in die Reihe der besten Filme zu diesem Thema gehört.
Norbert CreutzGalerieo
